Ich freue mich, dass das Kind geboren ist!
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. – Jesaja 9,5
Ich besuchte eine Familie, die im Dschungel wohnte. Der Großvater saß mit drei kleinen Kindern gerade beim Abendbrot vor seiner kleinen Bambushütte. Das Essen: ein kleiner Vogel, der über einem Feuerchen gebraten wurde, ein halbes Ei, ein paar Blätter von einem Strauch und eine Handvoll Reis. Das alles für vier Personen. Ich setzte mich zu ihnen hin. Der Opa erzählte mir, dass die Mutter, seine Tochter, die Kinder einfach verlassen habe und weggegangen sei, er wisse nicht wohin. Ihren Vater kannten die Kleinen schon gar nicht. Er klagte nicht, er bat auch nicht um Hilfe, er wollte nur wissen, was ich, der Ausländer, bei ihm in seiner armseligen Hütte wollte. Ich erzählte ihm in knappen Worten, weshalb ich „prathet jerman“ (Deutschland) verlassen hatte und zu ihm nach Thailand gekommen war. Und weil Weihnachten direkt vor der Tür stand, erzählte ich ihm in ganz einfachen Worten die Weihnachtsgeschichte.
Er hörte aufmerksam zu, nagte dazwischen geduldig an einem Knöchelchen des kleinen Vogels und ließ seine drei Enkelkinder nicht aus den Augen. Nach meiner kindlichen Erzählung der Geburt Jesu stand ich auf und sagte: „Sawadee!“ (Auf Wiedersehen, Gute Nacht). Er schaute mich lächelnd an: „Wenn du nach Hause kommst, grüße deine Frau und sage ihr, ich freue mich, dass sie ein Kind bekommen hat.“ Ich war ein wenig enttäuscht, er hatte nichts verstanden. Wie sollte er auch! In seiner Sprache kamen Begriffe wie Gott, Jesus Christus, Erlösung von Schuld u. a. gar nicht vor. Ist setzte mich noch einmal zu ihm hin und versuchte in noch schlichteren Worten die Geschichte zu erzählen. Da schaute er mich freundlich an und sagte: „Ausländer, ich verstehe das alles nicht, aber ich freue mich, dass das Kind geboren ist.“
Ich freue mich, dass das Kind geboren ist!
Das blieb in meinem Herzen haften, all die Jahre und Jahrzehnte, die seitdem vergangen sind. Und wir, die wir die Weihnachtsgeschichte „verstehen“, können wir ehrlichen Herzens sagen: Ich freue mich, dass das Kind geboren ist?! Dann können wir Weihnachten wirklich feiern.
von Heinz Schuster aus „Ich male meine Freude an den Himmel – Mut machende Andachten für jeden Tag des Jahres“